Das RAN als Einstieg in den Ultra-Sport

Das RAN als Einstieg in den Ultra-Sport

05. April 2022

2016 kauft sich der Oberösterreicher Sebastian Michetschläger ein Rennrad. Drei Jahre später steht er mit seinem Kollegen Christoph Mitterbauer an der Startlinie des Race Around Niederösterreich. Es ist sein erstes Ultra-Radrennen und eigentlich die Generalprobe für ein viel größeres Vorhaben – das Race Across America 2019. Warum es beim Ultra-Radsport immer auf das große Ganze ankommt und was die Sportart für den Senkrechtstarter ausmacht, hat er uns in einem Gespräch erzählt.

„Zum Radfahren angefangen habe ich nach dem Haus bauen und der Geburt meiner ersten Tochter. Ich wollte wieder ein bisschen Sport machen“, erzählt uns Sebastian. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Er kauft sich ein Rennrad, fährt zu Beginn viel allein und schließt sich dann dem Verein „team alpha“ an. „Die haben mich super aufgenommen und ich habe dann versucht mit den Besseren mitzufahren. Nur so kann man auch selbst besser werden“. Bis heute ist er über die Hilfe seiner Vereinskamerad:innen sehr dankbar. „Ich bin nur deswegen so schnell besser geworden, weil mir viele Kollegen weitergeholfen haben.“

Ultra-Radsport ist Teamarbeit!
Wie viel Teamarbeit notwendig ist, hat Sebastian schließlich beim Race Around Niederösterreich miterlebt. Für das „team alpha – Tischlerei Grömmer“ war es 2019 die Generalprobe für das RAAM, welches wenige Monate später stattfand und wofür man im Team keine Qualifikation benötigt, um an den Start gehen zu können (Anmerkung: Für Solostarter:innen ist seit diesem Jahr das RAN ein Qualifikationsevent). „In erster Linie geht es bei solchen Rennen einfach nur ums Treten,“ erzählt er uns. „Doch es gibt so viele Kleinigkeiten, die schief gehen können und so Kleinigkeiten bringen dich dann immens aus dem Tritt“. Eine gute Crew ist das A und O. Auf seine Kolleg:innen muss man sich verlassen können und Probleme sollten ohne den Radfahrer:innen gelöst werden. Für Sebastian war so gut wie alles neu: die Belastung, das Wechseln und dann war da auch noch das Wetter – 2019, bei der Erstaustragung des RANs, war es kalt und nass und die Temperaturen näherten sich in der Nacht dem Gefrierpunkt. „Wir haben fürs RAAM noch einiges dazu lernen können, die Technik getestet und Abläufe ausprobiert. Allem in allem war es eine sehr erfolgreiche Generalprobe“, erzählt er uns mit einem Lächeln. Mit einer Gesamtzeit von 16:50h gelang es dem Team sich in die Hall of Fame einzutragen.

Doch warum macht man das?
 „Ich glaub, das ist einfach tief verwurzelt in der Menschheit. Es geht darum immer weiter, schneller und höher zu kommen. So ist das bei uns Radfahrern eben auch. Zuerst will man 100km fahren, dann 200km und irgendwann wird es dann noch mehr. Letztes Jahr bin ich 600km gefahren, heuer möchte ich 1500km fahren“, fasst Sebastian zusammen. Doch mit steigender Distanz wird auch die Herausforderung immer größer. Umso wichtiger ist es dann, dass am Renntag die einzelnen Puzzleteile zusammengesetzt werden und das große Ganze passt.

Seine RAN-Erfahrung
Jetzt, drei Jahre danach, denkt der Familienvater immer noch gerne an sein erstes Ultra-Rennen und die Erfahrung zurück. Ganz besonders der Interview-Stop am Semmering ist ihm in Erinnerung geblieben. „Ich sehe mich noch immer oben stehen. Ein paar Schneeflocken sind gefallen, weil es so kalt war. Ich habe nur gesagt, dass es mir leid tut, aber wir jetzt keine Zeit haben, weil wir müssen ein Rennen fahren“, erzählt er uns lachend. Das Positive für ihn ist, dass man sich sowieso nur die schönen Dinge merkt. Die Kälte und die Nässe sind ganz schnell vergessen, weil die schönen Erinnerungen einfach überwiegen.

Ultra-Radsport kann jeder, der es will
Sebastian hat einen rasanten Aufstieg hingelegt. Trotzdem hat er nie vergessen, wo er angefangen hat und wer ihm geholfen hat. Inzwischen engagiert er sich im Vorstand seines Vereins und gibt sein Wissen gerne an alle weiter, dich auch mit dem Ultra-Radsport anfangen wollen. Außerdem betont er: „Es ist schon ein Unterschied, ob man ein Rennen im Team fährt oder Solo. Schon nach zwei, drei Jahren Solo zu starten geht sicher, aber vielleicht nicht mit so einer guten Zeit. Es braucht schon ein paar Jahre, um dort hinzukommen“. Auch der Aufwand, der hinter dem Sport steht, darf nicht vergessen werden. „Ich glaube auch, dass es wichtig ist ein Ziel zu haben und das jeden Tag konsequent zu verfolgen“. Auch hier gilt, das große Ganze kann nur funktionieren, wenn die Einzelteile passen.

Was er einem:r Einsteiger:in mit auf dem Weg geben würde? „Setz dir ein Ziel, hinterfrag es und sei dir bewusst, was du jeden Tag leisten musst, damit du es erreichen kannst“. Erfolge und gute Platzierungen sind super. Doch das Wichtigste ist, dass man am Renntag seine Leistung abrufen kann, damit zufrieden ist und ganz wichtig – dass man gesund und unfallfrei ins Ziel kommt!

Wie es Sebastian mit seinem Team „team alpha – Tischlerei Grömmer“ beim anschließenden Race Across America und auch bei der RAA-Challenge erging, darüber plaudert er ausführlich im Sitzfleisch-Podcast in Episode 81 mit Christoph Strasser und Flo Kraschitzer.